Bio
Pierre Bohrs Ausbildung erfolgt an der vom Organologen Marco Tiella gegründeten Musikinstrumentenbauschule in Mailand, er studiert Originalinstrumenten und trifft sich mit Gambenbauern/in u. Geigenbauer /in und Gelehrten, die auf Alte Musik spezialisiert sind.
Ab 1981 beginnt er, Gamben und Celli für jene jungen Musiker zu rekonstruieren, die sich im Zuge der sozialen, kulturellen und ästhetischen Erneuerung der davor liegenden Jahre der Erforschung der alten Musik-Praxis näherten. Dabei waren sie auf der Suche nach Tönen, die von der Schwere befreit waren, die sich im Lauf der Zeit durch den Fokus auf Lautstärke angesammelt hatten und strebten nach vergessenen Klangfarben, die ihnen ein Grundbedürfnis der Menschen der Gegenwart schienen.
Nach dem Abschluss der Geigenbauschule entsteht zusammen mit einem halben Dutzend Mitschülern die Gruppe der Liutai MIlanesi, die auf Instrumentefür alte Musik spezialisiert ist; die Gruppe arbeitet in einer Werkstatt in der Via Pastrengo, in Mailänder Stadtviertel Isola. Dort arbeiten sie gemeinsam und teilen sich Materialbeschaffung, Abonnements für Fachzeitschriften und technische Zeichnungen.
Im Jahr 1987 verbringt er eine Lehrzeit beim Wiener Geigenbauer Herbert RAHS.
Ab 1988 arbeitet er mit seinen Kollegen Stefano Solari, Olivier Fandini und Kevin O’Neill in einem großen Atelier in der Casa degli Artisti am Mailänder Corso Garibaldi, wo sie fast zwanzig Jahre lang die Geschichte dieses Gebäudes – ein Künstlerhaus – fortsetzen und mit bildenden Künstlern, Fotografen und Bühnenbildnern gemeinsame Projekte verwirklichen. Eine Zeit, in der Musik, Literatur, Kunst und Handwerk eng miteinander verwoben sind.
Auf der Suche nach den Grenzen des Gehörs und dank der Leidenschaft des Kontrabassisten Nicola Moneta entsteht 1990 das Projekt Octobasse, die erste moderne Rekonstruktion des Instruments von J.B.Vuillaume: dieses Projekt wurde nach einer ausführlichen Studie und einer Abmessung des Originals nach langer Arbeit im Jahr 1994 abgeschlossen.
Von 1994 bis 2000 lebt und arbeitet er in Gagliano di Mugello (Florenz) und kehrt dann nach Mailand zurück.
Ab 2003 nimmt er alle zwei Jahre an Treffen teil, zu denen acht Geigerbauerinnen und Geigenbauer aus ganz Europa für eine Woche in einer Werkstatt zusammenkommen, die zum Sägewerk von Bernard Michaud gehört, und forschen und arbeiten gemeinsam. Dieser Austausch bringt nicht nur eine wechselseitige Wissensvermehrung mit sich, sondern führt häufig zu interessanten Entdeckungen und einer wertvollen menschlichen Bereicherung.
Im September 2007 wird die aktuelle Werkstatt im zweiten Innenhof des Gebäudes an der Via Farini, 2 eröffnet.
Im Jahr 2007/08 leitet er an der Geigenbauschule von Cremona einen Spezialisierungskurs für Barockinstrumente, eine Erfahrung, die ebenso wie die Anwesenheit von Auzyubildenden in seiner Werkstatt zum Nachdenken und Sich Hinterfragen anregt.